Im Rahmen der diesjährigen Sportlerehrung der Stadt Mannheim wurde Alfons Enichlmayr am 19.03.2024 als verdiente Persönlichkeit des Sports ausgezeichnet. Der Österreicher aus Mannheim-Schönau hat sich viele Jahre ehrenamtlich in der Tischtennisabteilung des TSV 1947 Mannheim Schönau e.V. engagiert. Ob als Spieler, Trainer, Schiedsrichter oder Funktionär hat er so ziemlich jede Position im Tischtennissport besetzt und mit Leben erfüllt. Neben dem Tischtennis hat er seit ein paar Jahren auch den Darts-Sport für sich entdeckt. Hier gründete der leidenschaftliche Vollblutsportler in seinem Verein gleich eine eigene Darts-Abteilung. Über ein derart großes Engagement wollte der Sportkreis Mannheim mehr erfahren und hat Alfons Enichlmayr persönlich interviewt.
Sportkreis: Sie wurden für Ihr ehrenamtliches Engagement von der Stadt Mannheim als „Verdiente Persönlichkeit des Sports 2023“ geehrt. Dazu zunächst ganz herzlichen Glückwunsch! Was hat Sie an der Übernahme Ihrer ganz verschiedenen Aufgaben im Laufe der Jahre besonders gereizt und wie haben diese sich verändert?
Alfons Enichlmayr: Danke für die Glückwünsche! Ich habe mich über die hochrangige Ehrung sehr gefreut.
Es ging mir vor allem um die Kinder und Jugendlichen. Ich wollte mithelfen, die Kinder von der Straße zu holen. Da ich sehr schnell damit auch sportliche Erfolge hatte, hat mich das motiviert, weiterzumachen. Wenn ich die Arbeit von Funktionären kritisierte, hat man mir oft erwidert: „Mach du es bitte besser!“. Das habe ich dann sehr häufig gemacht und so bin ich vom stellvertretenden Bezirksjugendwart über viele Stationen bis ins Präsidium gewählt worden. Ich habe 25 Jahre intensive Jugendarbeit gemacht, war genau 45 Jahre Funktionär, davon 14 Jahre im Präsidium des Badischen Tischtennisverbandes. Intensive Jugendarbeit bedeutete, pro Woche 4 x Training, davon 2x Spezialtraining mit einer Talentgruppe. Am Wochenende kamen dann Verbandsspiele und Turnierbesuche hinzu. Wir haben fast alle Turniere besucht und sind dafür bis nach Luxemburg gefahren.
Sportkreis: Über viele Jahrzehnte haben Sie die Entwicklungen des Vereinssports beobachten können. Welches sind nach Ihrer Ansicht die größten Herausforderungen, vor denen die Vereine heute stehen?
Alfons Enichlmayr: Das ist sehr eindeutig. Es wird immer schwieriger, ehrenamtliche Mitarbeiter zu finden. Und trotzdem gelingt es immer wieder durch Mundpropaganda und Rundmails, aktive Hilfe bei der Jugendarbeit zu bekommen. Finanzielle Herausforderungen stehen hier erst an zweiter Stelle.
Sehr wichtig wird es für die Vereine, die Ganztagsbetreuung der Kinder in der Schule nutzen zu können. Wenn ein Sportangebot nur mit einem Honorartrainer möglich ist, ist das besser als das Angebot fallen zu lassen, um dadurch Nachwuchs für den Verein zu gewinnen.
Sportkreis: Für wie bedeutsam halten Sie ehrenamtliches Engagement in unserer Gesellschaft und halten Sie Ehrenamt überhaupt noch für zeitgemäß?
Alfons Enichlmayr: Ich bin ein großer Verfechter des Ehrenamtes und weigere mich sehr häufig, für jede Tätigkeit Geld auszugeben. Ich befürchte jedoch, dass das auf längere Sicht nicht mehr möglich sein wird. Bei der Verteilung von Aufgaben ist heutzutage leider sehr häufig die erste Frage: „Was bekomme ich dafür?". Wenn das Ehrenamt weiter schrumpft, wird der Sport teurer und viele Personen werden dann den höheren Beitrag nicht leisten können oder wollen und bleiben einfach weg. Die Möglichkeit einer finanziellen Hilfe, z.B. von der Stadt, ist bei den Bedürftigen nicht wirklich bekannt.
Sportkreis: Über viele Jahrzehnte haben Sie in unterschiedlichen Funktionen und Aufgaben den Tischtennissport vorangetrieben. Nun kam vor kurzem eine neue Sportart für Sie hinzu mit der Gründung einer Darts-Abteilung. Warum Darts?
Alfons Enichlmayr: Die Übertragung der Darts-Weltmeisterschaft im Fernsehen hat mich absolut fasziniert und so begeistert, dass ich sofort im Keller ein Board aufgehängt und eifrig trainiert habe.
In dieser Euphorie habe ich festgestellt, dass auch die Familienmitglieder bei Besuchen gerne mitgespielt haben. Dart ist ein Sport, der eine hohe Konzentration erfordert und körperlich durchaus herausfordernd ist, sodass man fast zum Schwitzen kommt.
Da der TSV 1947 Schönau direkt in meiner Nähe ist, habe ich mit dem TSV-Vorstand gesprochen, optimale Bedingungen vorgefunden und eine sehr großzügige Unterstützung bei der Dart-Ausstattung bekommen. In Eigenregie habe ich Boards, Lichtringe und Monitore angebracht. Durch tägliche Präsenz habe ich nach und nach einige Mitglieder gefunden.
1977 war ich beim TSV Abteilungsleiter Tischtennis, nun bin ich Abteilungsleiter Dart.
Sportkreis: Wenn Menschen, die bisher noch nicht Mitglied in einem Verein waren, sich sportlich betätigen wollen – was raten Sie ihnen?
Alfons Enichlmayr: Man sollte sich die Sportart sehr gut überlegen, z.B. ob sie mehr im Freien oder in der Halle stattfinden soll. Natürlich sind auch die körperlichen Voraussetzungen ein wichtige Entscheidungshilfe. Bei Dart hat mich fasziniert, dass man bis ins hohe Alter Spitzensport betreiben kann und nicht der Witterung ausgesetzt ist sowie den Sport sowohl allein als auch in der Gruppe und dann in einer Mannschaft ausüben kann. Trainingsmöglichkeiten gibt es im Keller, auf der Terrasse, am Gartenhäuschen, im Flur oder in einem Zimmer.
Sportkreis: Lassen Sie uns die Frage noch für Ihre Sportarten, Tischtennis und Darts, spezifizieren. Was macht für Sie einen guten Tischtennis- und einen guten Darts-Verein aus?
Alfons Enichlmayr: In beiden Fällen ist es die Jugendarbeit. Nur mit einer guten Jugendarbeit kann es im Verein nach oben gehen. Dies bedeutet viel Werbung bei den Eltern, in der Schule und bei Veranstaltungen jeglicher Art, sowohl im eigenen Verein als auch bei Veranstaltungen des Sportkreises oder des Sportverbandes. Wichtig ist es, immer präsent zu sein und den Sport optimal darzustellen. Man sollte die Sportart anbieten können, die den Talenten der (neuen) Mitglieder entspricht. Zusätzlich ist es für jeden Verein wichtig, dass es auch außerhalb der Sportveranstaltungen Veranstaltungen gesellschaftlicher Art gibt: Weihnachtsfeiern, Faschingsveranstaltung, Wochenendlehrgänge oder Sommerfeste…
Sportkreis: Plaudern Sie uns ein bisschen aus dem Nähkästchen. Gab es in Ihrer Zeit als Sportler, Trainer oder Sportfunktionär mal ein richtig lustiges oder skurriles Erlebnis?
Alfons Enichlmayr: Ich bin sehr dankbar, dass die technischen Möglichkeiten beim Training sich deutlich verbessert haben. Um einem Sportler Verbesserungsmöglichkeiten zu bieten, kann man den Sportler mit dem Handy in Zeitlupe aufnehmen und auf dem Bildschirm, der meist schon an der Wand hängt, direkt Optimierungen zeigen.
Früher habe ich den großen Fernseher aus dem Wohnzimmerschrank ausgebaut und gut verpackt in den Kofferraum gelegt. Den Videorecorder mit allen seinen Kabeln abgebaut, eingepackt und auf den Vordersitz gelegt. Ich habe eine selbst gekaufte Schwarz-Weiß-Kamera, eine Kabeltrommel und einige Verlängerungskabel in die Tasche gepackt und bin zur Halle gefahren. Dort habe ich dann an einer Sonderveranstaltung an einem Wochenende mit einigen Talenten Videoanalysen gemacht. Die Gerätschaften wurden auf einen Sprungkasten gestellt. Nach der Aufnahme wurde die Filmkassette mit einem Adapter im Videogerät abgespielt und besprochen. Wer würde das heute noch so umständlich machen wollen?
Sportkreis: Zum Abschluss des Interviews ein Blick in die Zukunft: Welche Impulse können Sportvereine der Sportlandschaft in der Region geben?
Alfons Enichlmayr: Ich bin überzeugt davon, dass Vereine vielseitig aufgestellt sein sollten, damit die Mitglieder nur die Abteilung und nicht den Verein wechseln müssen, wenn sie eine andere Sportart ausprobieren möchten. Manchmal ist eine körperliche Veränderung der Grund, die Sportart wechseln zu wollen und nicht die Unzufriedenheit mit dem eigenen Verein. Auch Familienmitglieder können andere Talente haben oder nicht mit dem Familienangehörigen zusammen trainieren wollen.
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