Nachgefragt - der Sportkreistalk

Mit dem Projekt „Haifisch“ wollen die Sportkreise Heidelberg, Mannheim und Sinsheim gemeinsam mit dem Rhein-Neckar-Kreis ein zusätzliches qualifiziertes Angebot für Nichtschwimmer in den Schulferien schaffen. Es soll erreicht werden, dass Schwimmvereine neben ihren regulären Kursen weitere Nichtschwimmerangebote unterbreiten, denn schwimmen lernen und schwimmen können ist essenziell. Vor welchen Herausforderungen stehen die Schwimmvereine aktuell und ist Deutschland wirklich ein "Nichtschwimmerland"? Unsere Sportkreisvorsitzende Sabine Hamann war im Gespräch mit Martin Seitz, dem Vorsitzenden des Schwimmkreises Mannheim.

Sportkreis: Du bist der Vorsitzende des Schwimmkreises Mannheim im Badischen Schwimm-Verband. Was hat dich dazu bewogen, diese ehrenamtliche Funktion zu übernehmen und was reizt dich an ihr besonders?

Martin Seitz: Als ich mich vor über 10 Jahren dazu entschlossen habe, das Amt zu übernehmen, ging es mir darum, die Kreismeisterschaften als den ersten offiziellen Wettkampf, an dem ein Sportler teilnehmen kann, mit einem aktuellen Programm wieder attraktiv zu machen. Quasi „nebenbei“ ist ein Sitz im erweiterten Sportkreisvorstand enthalten, was mir einen Einblick gegeben hat, welche Herausforderungen andere Sportarten haben und wieviele Gemeinsamkeiten es gibt.

Sportkreis: Schwimmen muss man im Gegensatz zum Laufen oder Springen erst explizit lernen, das kann man nicht einfach so machen. Wenn dafür keine Becken oder auch keine Übungsleiter zur Verfügung stehen, hat man ein Problem. Wie schätzt du die Situation in Mannheim und der Region ein?

Martin Seitz: Hier muss man meines Erachtens nach trennen in den Anfängerbereich, also das Schwimmen lernen, und in den sportlichen Bereich wo ein Training stattfindet und Wettkämpfe geschwommen werden.

Im Anfängerbereich gibt es neben den Vereinen eine Vielzahl an privaten Anbietern für Schwimmunterricht. Auch die Stadt Mannheim bietet bekanntlich Schwimmkurse an. Es ist eine Herausforderung für die Vereine, attraktive kindgerechte Zeiten in den Bädern zu erhalten, in denen ihr Schwimmunterricht stattfinden kann.

Im Sportbereich ist es etwas entspannter, hier kann man auch in die späten Nachmittagsstunden ausweichen. Allerdings haben wir mit der Ganztagsschule auch wieder einen limitierenden Faktor, ab wann ein Training angesetzt werden kann.

Insgesamt ist die Situation angespannt, weil es viele Akteure gibt, die zu denselben Zeiten Wasserzeit bekommen möchten.

Übungsleiter werden von den Vereinen zu einem guten Teil aus dem eigenen Nachwuchs aufgebaut. In diesem Bereich sind wir stark auf das Ehrenamt angewiesen, denn nicht jeder Verein kann es sich leisten, einen hauptamtlichen Trainer zu beschäftigen.

Sportkreis: Achim Wiese von der DLRG sagte einmal „Deutschland wird immer mehr zum Nichtschwimmerland“. Sportkreise und Rhein-Neckar-Kreis haben aktuell der Projekt Haifisch aufgelegt, um einen weiteren Baustein zu schaffen, der dem entgegen wirkt. Die Sport- und Schwimmvereine im Schwimmkreis Mannheim setzen aber natürlich selbst auch Impulse, um diesem Trend entgegen zu wirken.

Martin Seitz: In Zusammenarbeit mit dem Badischen Schwimmverband gibt es Programme, mit denen die Schwimmfähigkeit gefördert wird. Die Unterstützung erfolgt in Form von Zuschüssen und auch fachlicher Begleitung. Voraussetzung ist aber auch hier, dass es Ehrenamtler gibt, die sich damit befassen können, diese Programme in den Vereinen zu etablieren. Im Schwimmkreis Mannheim gibt es übrigens 9 aktive Vereine und Schwimmabteilungen, die sich auch im Leistungssport engagieren.

Sportkreis: Schwimmfähigkeit ist das Eine, der Wiederaufbau des Leistungssports im Schwimmen nach der Corona-Pandemie aber das Andere. Insbesondere Kinder wollen sich messen, Leistungssteigerung geschieht auch durch regelmäßige Teilnahme an Wettbewerben. Auf Regionalebene gibt es nur einmal jährlich die Kreismeisterschaften. Welche Wettbewerbsformate wären noch denkbar und was würde dafür gebraucht?

Martin Seitz: Neben den Kreismeisterschaften gibt es noch die Bezirksmeisterschaften als offizielle Wettkämpfe auf Verbandsebene. Dazu kommen eine Hand voll kindgerechter Wettkämpfe für die ganz Kleinen und ca. 10-15 Einladungswettkämpfe im weiteren Umfeld von Mannheim. Hier ist allerdings eine Lizenz des Deutschen Schwimmverbandes notwendig, um startberechtigt zu sein. Zusätzlich zu diesen Meisterschaften könnte man in Zusammenarbeit mit den Schulen auch Stadtmeisterschaften organisieren, um Kindern und Jugendlichen, die nicht in einem Verein sind, einen Start bei einem Wettkampf zu ermöglichen.

Sportkreis: Du bist nicht nur Kreisvorsitzender, sondern auch Schiedsrichter. Gab es einmal ein richtig skurriles Erlebnis bei einem Schwimmwettkampf?

Martin Seitz: Während eines Wettkampes gibt es natürlich immer wiederkehrende Herausforderungen an das Kampfgericht. Aus den vergangenen Jahren kann ich mich noch gut an einen Schreckmoment erinnern, als der Schwimmer auf der Mittelbahn mit seinen sehr langen Armen beim Rückenschwimmen an der etwas zu tief hängenden Fehlstartleine hängen blieb. Zum Glück hat es ihn nicht daran gehindert, den Lauf zu gewinnen.

Sportkreis: Zurück zu deiner Arbeit als Vorsitzender des Schwimmkreises Mannheim: Hat sich diese in den letzten Jahren verändert? Was sind aktuell deine größten Herausforderungen?

Martin Seitz: Die größte Herausforderung ist es, genügend Mitstreiter zu finden, die sich engagieren möchten und auch die Zeit haben das zu können.

Sportkreis: Der Deutsche Schwimmverband steckt, wie die Mitgliederversammlung im November 2022 zeigte, in einer tiefen Krise. Kein Präsident, kein Haushaltsplan, kein Bundestrainer. Hat das Auswirkungen auf den Badischen Schwimmverband und den Bezirk Rhein-Neckar-Odenwald, bzw. den Schwimmkreis Mannheim mit seinen Vereinen?

Martin Seitz: Auf unsere tägliche Arbeit hat das glücklicherweise keine Auswirkungen. Der Deutsche Schwimmverband hat sich in den vergangenen Jahren sehr stark im Leistungssport engagiert. Finanziert wird der Verband jedoch durch die Beiträge aller Mitglieder, die in einem Verein organisiert sind. Diese Ausrichtung ist derzeit in der Diskussion.

Sportkreis:Wenn Eltern für ihr Kind oder auch Sportler für sich selbst eine Möglichkeit zum Schwimmen im Verein suchen – was ist dein Tipp? Woran erkennt man einen guten Schwimmverein?

Martin Seitz: Einen guten Schwimmverein erkennt man an der Vielfalt der Angebote: vom Schwimmen lernen über Breitensportangebote bis zum Leistungssport. Allerdings würde ich Eltern aus meiner heutigen Sicht eher zu einer Mitgliedschaft in einem Mehrspartenverein raten, in dem die Kinder die Möglichkeit haben, viele verschiedene Sportarten kennenzulernen bevor sie sich für „ihre“ Sportart entscheiden.

 

NACHGEFRAGT - der Sportkreistalk: Übersicht über alle Interviews

Sportkreis @ Social Media

Sportkreis-Spendenbutton

Möchten Sie den Sportkreis mit einer Spende unterstützen?

VR Bank Rhein-Neckar                                 
DE44 6709 0000 0002 3755 08                                 

Oder alternativ mittels Paypal oder Kreditkarte über unten stehenden Button! Vielen Dank!

Hinweis: Bei Bezahlung mit Kreditkarte zunächst den Betrag eingeben und dann das Feld "Kreditkarte" auswählen.